Bei strahlendem Wetter startete die diesjährige Frühjahrs-Wanderfahrt des Wachtberger Wander-Vereins in den südlichen Hochschwarzwald. Ziel war der Ort Saig in der Gemeinde Lenzkirch, wo sich 13 Wanderer vom 14. bis 17. Juni trafen. Vorbereitung und Durchführung lag in der Hand von Jutta Wagener, die von ihrem Mann Uli tatkräftig unterstützt wurde. Beide bereisen diesen Ort seit vielen Jahren, kannten sich von daher bestens aus und brachten die nötige Begeisterung mit.
Am ersten Tag startete die Gruppe pünktlich um 14 Uhr vom Hotel Ochsen mit einer ersten Erkundungswanderung auf den Hochfirst (1190 m), begleitet
von Jutta´s und Uli´s Freund Alois, der viel über die Geschichte und die Geographie zu berichten wusste, jeden Berg der Umgebung benennen konnte und allen ein Gefühl für
die Landschaft vermittelt hat. Der 25 m hohe Aussichtsturm wurde 1890 durch den Schwarzwaldverein Neustadt auf dem Sockel seines Vorgängers erbaut. Der zuvor aus Holz errichtete Turm fiel einem
Orkan zum Opfer. Die Besteigung des engen, fensterlosen Turms mit seiner Aussicht auf den Titisee und den Feldberg sowie die Alpen hat sich keiner so recht zugetraut, vielleicht aber auch, weil
eine Einkehr mit herrlichem Eiskaffee und anderen Köstlichkeiten doch verlockender war. Bis zum Abendessen im Hotel haben einige noch das Schwimmbad und die Sauna genutzt, ein sehr gepflegter
Wellness-Bereich, für den leider nicht sehr viel Zeit blieb. Der Wein der Region und die badische Küche im Ochsen wurde von allen genossen, die Portionen manchen aber zu üppig.
Am nächsten Morgen starteten alle zum Haus der Natur, Ausgangspunkt für die Wanderung auf den Feldberg (1493 m), dem höchsten Berg Deutschlands außerhalb der Alpen. Begrüßt wurden wir von Verena, einer Wanderführerin mit abgeschlossenem Geographiestudium, kundig und leidenschaftlich im Naturschutz engagiert. Monika und Hermannentschieden sich für die Feldbergbahn, die anderen elf für den Aufstieg. Die Beschreibung in der Wanderbroschüre, die von einem „knackigen“ Aufstieg sprach und der Tour 5 von 6 Sternen Schwierigkeitslevel gab, hat einige etwas beklommen auf die Wanderung blicken lassen. Aber es war dann doch für die geübten Wanderer gut zu schaffen und alle wurden mit einem unvergleichlichen Ausblick belohnt. Dieser Premiumwanderweg führt durch das älteste und größte Naturschutzgebiet Deutschlands mit subalpiner Flora und Fauna. Die Blumenwiesen mit gelbem Enzian, Knabenkraut, Frauenmantel und Arnika… haben alle begeistert. Der Name Feldberg stammt vom mittelhochdeutschen „Velt“ und bedeutet “größere unbewaldete Fläche“, von daher gab es einen unvergleichlichen Weitblick und alle empfanden den Schwarzwald dort lichter und offener, als im nördlichen Teil mit seinen vielen Nadelbäumen.
Der Abstieg führte die Gruppe dann durch einen Mischwald aus Buchen, Bergahorn und Fichten mit ausgedehnten Arealen von Heidelbeeren, die leider erst winzig und grün waren. So hat keiner den Auerhahn seiner Nahrung beraubt, denn er lebt von Beeren und Tannennadeln und kommt, so Verena, immer seltener vor.
Abends dann erfüllt von der außergewöhnlichen beeindruckenden Landschaft und der anspruchsvollen Tour ein kräftiges Abendessen und einen ersten ortstypischen Schnaps, das „Zibärtle“, hergestellt aus wilden Pflaumen, für Kenner eine Besonderheit!
Für den dritten Tag stand die Wutachschlucht auf dem Programm. Mit Autos ging es zum Wanderparkplatz Boll, wo uns Ernst Albert, ein ausgebildeter Wanderführer mit großer Sachkenntnis, erwartete. Die Wutach, die ursprünglich in die Donau floss, wurde am Ende der letzten Eiszeit zum Rhein umgelenkt. Dadurch hatte sie plötzlich ein wesentlich stärkeres Gefälle. Das, und die Wassermassen der abschmelzenden Gletscher, bewirkten eine gewaltige Erosion und schufen so die Schlucht und gewährten Geologen ganz neue Erkenntnisse und bis heute wird dort von Universitäten geforscht. Die Wanderung über Steine , Wurzeln und Schlamm erforderte viel Aufmerksamkeit, abgelenkt nur durch die ungeheure Vielfalt von seltenen Pflanzen, unter anderem Orchideen, Türkenbund und das alles inmitten einer grünen, unbändigen Natur.
Der Umstieg von einem Bus in den anderen, ließ uns ungeplant eine Stunde Zeit zur Erholung, um dann umso mehr den Abend am langen Tisch im Ochsen zu genießen und die Tage in Gesprächen Revue passieren zu lassen. Bei allen große Zufriedenheit – das Wetter fantastisch, das Hotel sehr angenehm, die Wanderungen vielseitig und außergewöhnlich, die gebuchten Wanderführer sympathisch und kompetent! Ein Grund, sich herzlich bei Jutta für die perfekte, liebevolle Vorbereitung und die fürsorgliche Begleitung zu bedanken! Woran Uli seinen Anteil hatte!
Am nächsten Morgen der Aufbruch nach einem reichhaltigen Sonntagsfrühstück, dann die Rückfahrt recht schnell, weil das WM–Spiel Deutschland - Mexiko lockte.
Anneli Schmid