2017 - In die Nordeifel


Am Sonntag, dem 24. September 2017, war es wieder soweit; der Wachtberger Wander-Verein startete zu seiner traditionellen „Fahrt ins Blaue“. Rund 50 Vereinsmitglieder und Gäste bestiegen frohgelaunt und in gespannter Erwartung - da das Ziel der Fahrt ein gut gehütetes Geheimnis war – am Rathaus in Berkum den bereitstehenden Bus. Nach kurzer Begrüßung der Teilnehmer durch die Vereinsvorsitzende Anne Dahmer übernahm Hans-Jürgen Döring, der die Fahrt mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Irene organisiert hatte, das Mikrofon. Er wies zunächst darauf hin, dass es sich um die 10. Fahrt ins Blaue des Vereins und damit um eine Jubiläumsfahrt handele. Sie führe zu kulturhistorisch interessanten Stationen in der Nordeifel im deutsch-belgischen Grenzgebiet; damit war auch das Geheimnis um das Ziel der Fahrt gelüftet.

 

Geologische, historische und kulturelle Entwicklung der Eifel

Auf der Fahrt dorthin gab Hans-Jürgen Döring einen Überblick über die geologische, historische und kulturelle Entwicklung der Eifel. Insbesondere schilderte er eindrucksvoll den wirtschaftlichen Auf- und Niedergang der Eifelregion in den vergangenen Jahrhunderten. Während die Eifel zur Römerzeit in den ersten Jahrhunderten n. Chr. noch eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte erlebt hatte, führten in der Folgezeit kriegerische Auseinandersetzungen im Inneren und von außen, Hungersnöte, Misswirtschaft und andere Ursachen zu einer zunehmenden Verarmung der Eifel und ihrer Bevölkerung. Diese Entwicklung wurde nur durch kurze Phasen der Erholung unterbrochen. Einen bescheidenen Aufschwung gab es beispielsweise Ende des 18. Jahrhunderts. Damit war es aber bald wieder vorbei; der Anschluss an Preußen im Jahre 1814 brachte dem Land den wirtschaftlichen Ruin. Das alte Kulturland Eifel wurde nur noch als „Preußisch Sibirien“ wahrgenommen.

Dass dieses negative Image der Eifel, das noch immer in manchen Köpfen umher geistert, heute allerdings durch die Realität weitgehend widerlegt ist, davon konnten sich die Teilnehmer der Fahrt überzeugen. Sie genossen nicht nur eine reizvolle, abwechslungsreiche Landschaft, sondern waren auch von dem äußerst erfreulichen Erscheinungsbild der besuchten Ortschaften und Sehenswürdigkeiten sehr beeindruckt. Verstärkt wurde dieser positive Eindruck durch das strahlende Herbstwetter, das die Reisegruppe auf der ganzen Fahrt begleitete.

 

Kloster Steinfeld

Erstes Ziel der Tour war das im Süden der Gemeinde Kall gelegene Kloster Steinfeld. Das ursprünglich um 900 gegründete Kloster war ab 1126 eine Abtei der Prämonstratenser. Seit 1923 befindet sich die komplett erhaltene Klosteranlage im Besitz des Salvatorianerordens. Sie wird geprägt durch die große romanische Basilika mit ihrem mächtigen doppeltürmigen Westwerk. Bevor die Teilnehmer der Fahrt jedoch Gelegenheit hatten, einen Blick hinter die Klostermauer zu werfen, trafen sie sich vor der Mauer zu dem obligatorischen Sektfrühstück. Für eine besondere Überraschung sorgte dabei Jürgen Bohm mit der Ankündigung, dass er aus aktuellem Anlass (Geburtstag) den Sekt „ausgebe“.

 

Görresburg

Nachdem die Reisegruppe das weitläufige Klostergelände und die kirchlichen Bau- und Kunstwerke näher in Augenschein genommen hatte, startete der Bus zum zweiten Ziel der Fahrt, der sog. Görresburg bei Nettersheim. Dort befindet sich ein in der Grundstruktur rekonstruierter Tempelbezirk mit einem der im Rheinland weit verbreiteten Matronenaltäre. Überreste eines ähnlichen Altars (matronae affrafinae) wurden Ende des 19. Jh. auch in Berkum gefunden und befinden sich heute als Leihgabe des Rheinischen Landesmuseums im Heimatmuseum Niederbachem. Die Altäre mit der Darstellung von Muttergottheiten sind keltischen Ursprungs und wurden später von Germanen und Römern übernommen.  

 

Reifferscheid und Kronenburg

Nächstes Ziel der Reise war die zur Gemeinde Hellenthal gehörende Ortschaft Reifferscheid, deren erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1106 stammt. Das gegenwärtige Ortsbild wird geprägt durch die auf einem steilen Hügel gelegene, weit sichtbare Burganlage mit dem mächtigen Bergfried. Er bietet einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Eifellandschaft. Nach einem Bummel durch die malerischen Gässchen des Ortes bestieg die Reisegruppe wieder den Bus, um die letzte Station, wohl auch den Höhepunkt dieser Eifelreise, anzusteuern, nämlich die Ortschaft Kronenburg in der Gemeinde Dahlem. Dieser Ort zeigt ein Erscheinungsbild wie im späten Mittelalter und hat sich wohl wie kein anderer das Aussehen eines jener typischen Eifelstädtchen bewahrt, wie sie kleine Adelige um ihre Stammburgen entstehen ließen. Auch hier lohnt sich wegen der schönen Ausblicke ein Aufstieg auf die Burgruine.  

 

Nach einem ausgedehnten Bummel durch die romantischen Gassen Kronenburgs traf sich die Reisegruppe vor den Toren des Ortes zum gemütlichen Ausklang bei Rotwein und selbst gebackenem Kuchen, bevor es wieder heimwärts nach Wachtberg ging. Zum Abschluss der Fahrt bedankte sich unter dem großen Beifall aller Mitfahrer Anne Dahmer mit herzlichen Worten bei Irene und Hans-Jürgen Döring für den erlebnisreichen Tag und, da es sich um eine „Jubiläumsfahrt“ handelte, noch einmal für ihr großes Engagement in den vergangenen Jahren.

 

Ernst Picard