2016 - Auf den Spuren der Grafen von Berg


Immer wieder sonntags treffen sich Mitglieder des Wachtberger Wander-Vereins und Gäste am Wachtberger Rathaus in Berkum zu gemeinsamen Aktivitäten, so auch am 23. Oktober 2016. Diesmal erschienen sie allerdings nicht wie üblich in zünftiger Wanderkleidung mit Rucksack und festen Schuhen, sondern aus besonderem Anlass sonntäglich „fein“ gemacht. Grund für dieses ungewöhnliche Outfit war die angekündigte Fahrt ins Blaue; rund fünfzig Teilnehmer bestiegen frohgelaunt den bereit stehenden Bus. 

 

Nach kurzer Begrüßung durch die Vereinsvorsitzende Anne Dahmer lüftete Reiseleiter Hans-Jürgen Döring dann auch bald das Geheimnis um das Ziel der diesjährigen Fahrt. Habe man im vergangenen Jahr die ehemalige bergische Residenzstadt Düsseldorf besucht, so werde man sich in diesem Jahr auf den Spuren der Grafen von Berg bewegen. Er stellte dabei auch gleich klar, dass sich die Bezeichnung „Bergisches Land“ nicht von den „Bergen“ dieses Gebietes ableite, sondern von eben diesem Grafen- und späteren Herzogsgeschlecht. 

Der erste Stopp der Fahrt durch das herbstlich bunte Bergische Land wurde in der jetzt zur Gemeinde Odenthal im Rheinisch-Bergischen Kreis gehörenden Ortschaft „Altenberg“ eingelegt. Hier in Altenberg befand sich der ursprüngliche Stammsitz der Grafen von Berg, die Burg Berge. Es handelte sich um eine Höhenburganlage auf einem steil abfallenden Berghügel am Ufer der Dhünn; von der vermutlich um das Jahr 1060 errichteten Burg ist heute allerdings kaum noch etwas erkennbar.  

Im Jahre 1133 verlegten die Grafen von Berg ihren Sitz auf die neu errichtete Burg Neuenberge – heute Schloss Burg an der Wupper –. Das Material der alten Feste wurde zum Bau des ehemaligen Zisterzienserklosters Abtei Altenberg verwendet. Von dem im Jahre 1803 säkularisierten Kloster ist bis heute der Altenberger Dom – auch Bergischer Dom genannt – erhalten geblieben. Bis 1511 war das Gotteshaus Grablege der Grafen und Herzöge von Berg sowie der Herzöge von Jülich-Berg. 

Nachdem die Reiseteilnehmer das obligatorische Sektfrühstück eingenommen hatten, bestand Gelegenheit, sich ein wenig auf dem Gelände um den Dom umzusehen und dabei auch der kleinen Markuskapelle einen Besuch abzustatten. Ein eingehende Besichtigung des Inneren des Doms war wegen des dort stattfindenden Gottesdienstes allerdings nicht möglich. 

Von Altenberg ging die Busreise über die A1 nach Schloss Burg, wo die bergischen Grafen und Herzöge bis zur Verlegung ihrer Residenz nach Düsseldorf im Jahre 1380 ihren Sitz hatten. Nachdem die Burg über die Jahrhunderte zu einer Ruine verfallen war, erfolgte ab 1890 ein allmählicher Wiederaufbau durch den Schlossbauverein nach Plänen, die eine Mischung aus historischen Vorbildern und Grabungsergebnissen sowie phantasievollen Eigenkreationen waren. Schloss Burg ist heute das Wahrzeichen des Bergischen Landes und zugleich eine der größten Burgen Westdeutschlands. 

Nachdem die Reisegruppe die Burganlage eingehend besichtigt, den verschiedenen Souvenirläden einen Besuch abgestattet und den weiten Blick über die Wupperberge genossen hatte, startete der Bus zu einer weiteren Attraktion des Bergischen Landes, der Müngstener Brücke. Auf der Fahrt dorthin gab Ernst Picard den Mitreisenden einige Informationen zur Industriegeschichte seiner bergischen Heimat, insbesondere im Bereich der Mündung des Morsbachs in die Wupper bei Müngsten. Lange vor der Industrialisierung des Ruhrgebietes war hier eine intensive eisenverarbeitende Industrie zuhause. Über Jahrhunderte hielt die Wasserkraft des Morsbachs zahlreiche Hammerwerke und Schleifkotten zur Herstellung von Schneidwaren verschiedenster Art in Bewegung.

Auf einem kurzen Sparziergang erhielten die Reiseteilnehmer noch einige Daten zur Entstehung der Müngstener Brücke. Sie wurde in den Jahren 1894 bis 1897 erstmals im Verfahren des freien Vorbaus als Bogenbrücke errichtet; das bedeutet, dass die beiden Bogenhälften ohne weitere Gerüste bis zum Bogenschluss fertiggestellt wurden. Mit 107 m ist sie die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands; ihre Länge beträgt 465 m. 

Die Schlussrast mit mitgebrachtem Rotwein und leckerem selbstgebackenen Kuchen wurde im Schatten der Müngstener Brücke eingenommen. Nachdem Ernst Picard noch das Bergische Heimatlied, die „Hymne“ des Bergischen Landes, angestimmt hatte, startete der Bus mit einer gutgelaunten Reisegesellschaft an Bord wieder gen Wachtberg.

 

Ernst Picard

 

PS: Die Fotos wurden freundlicherweise von Ursula Botthof-Speiser, Wilfried Bußar, Hans-Jürgen Döring und Monika Rau zur Verfügung gestellt.