2014 - In den Rheingau


Am 26. Oktober 2014 war es mal wieder soweit. Fünfzig Mitglieder des Wachtberger Wander-Vereins (WWV) fanden sich voller Erwartung am Rathaus in Berkum ein, um an der traditionellen Fahrt ins Blaue teilzunehmen. Nach kurzer Begrüßung durch den Vorsitzenden Ernst Picard startete der vollbesetzte Bus in Richtung Rhein. Auf der Fahrt dorthin lüftete Hans-Jürgen Döring, der in bewährter Weise als Reiseleiter fungierte, das Geheimnis, wohin die Reise diesmal gehen werde, nämlich in den Rheingau um Aßmannshausen und Rüdesheim. Zunächst aber genossen die Teilnehmer die Busfahrt entlang des Rheins. Sie stellten mit Befriedigung fest, dass man interessante Stationen einer anspruchsvollen Wanderung auf dem Rheinsteig, wie die Erpeler Ley oder die Ruine Hammerstein, auch bequem vom Bus aus erleben kann.

Nachdem bei Neuwied der Rhein überquert worden war, führte die Weiterfahrt zum ersten Etappenziel, der Abtei Sayn in der Gemeinde Bendorf. Auf dem Weg dorthin gab es noch einen kurzen Halt an dem am Fuße des Sayner Burgberges gelegenen Schloss Sayn, das im 14. Jhr. als mittelalterliches Burghaus errichtet und im 19. Jh. im neugotischen Stil umgestaltet und vergrößert worden ist. Die Abtei wurde um die Wende vom 12. zum 13. Jh. als Kloster des Prämonstratenserordens gegründet und nach einer 600jährigen wechselvollen Geschichte Anfang des 19. Jh. aufgelöst. Heute ist die ehemalige Abtei eine Bildungsstätte. Im erhaltenen Teil des Kreuzganges befindet sich eines der bedeutendsten Brunnenhäuser Deutschlands.

 

Nach dem obligatorischen Sektfrühstück ging die Fahrt weiter durch das von zahlreichen eindrucksvollen Burgen gesäumte UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“. Ziel war die oberhalb von Rüdesheim inmitten der Weinberge gelegene Abtei St. Hildegard. Auf der Fahrt erfuhren die Mitreisenden von Hans-Jürgen Döring viel Interessantes über deren Geschichte. Die Abtei, obwohl erst zu Beginn des 20. Jh. erbaut, versteht sich als Gründung der hl. Hildegard von Bingen. Im Jahr 1150 hatte Hildegard ihr erstes Kloster Rupertsberg an der Nahemündung gegründet. Als die Zahl der Ordensberufungen stetig zunahm und immer mehr junge Frauen sich um sie scharten, erwarb Hildegard im Jahr 1165 das ehemalige Augustiner-Doppelkloster Eibingen bei Rüdesheim. Im Jahre 1803 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben; sämtliche Besitzungen gingen verloren. Das klösterliche Leben in Eibingen war damit erloschen. In der ehemaligen Klosterkirche werden heute in einem vergoldeten Schrein die Reliquien der hl. Hildegard verehrt. Ende des 19. Jh. wurde der Plan zur Gründung des neuen Klosters gefasst. Am 17. September 1904 zogen zwölf Benediktinerinnen aus der Abtei St. Gabriel in Prag, dem ersten Frauenkloster der Beuroner Kongregation, in die Neugründung ein.

 

Nachdem unsere Reisegruppe die Abteikirche eingehend besichtigt, dem interessanten Klosterladen einen Besuch abgestattet und den weiten Blick über die Weinberge des Rheingaus genossen hatte, startete der Bus über die Höhen der Taunusausläufer zur Rückfahrt. Bevor es allerdings endgültig am Rhein entlang Richtung Heimat ging, gab es noch einen Zwischenstopp bei der Pfarrkirche St. Martin in Lorch. Pfarrer Daniel verstand es, mit einem spannenden Vortrag über die Baugeschichte der Kirche und den Hochaltar die Zuhörer zu begeistern.

 

Für die Schlussrast hatten Irene und Hans-Jürgen Döring ein idyllisches Plätzchen unterhalb der Loreley ausfindig gemacht. Da es mittlerweile schon dunkel geworden war, genossen die WWVler den mitgebrachten Rotwein und den leckeren selbstgebackenen Kuchen bei stimmungsvoller Beleuchtung der Szene durch die Scheinwerfer des Busses. Anschließend ging es auf direktem Weg nach Wachtberg, wo eine gutgelaunte und zufriedene Reisegesellschaft aus dem Bus stieg.

 

Ernst Picard